Mode lebt von Bewegung: Gehypte Kleidungsstücke und Trendfarben bleiben kaum länger als eine Saison "in", bevor neue Klamotten die Modewelt und das Netz übernehmen. Jacken sind dabei das vielleicht wandelbarste Kleidungsstück überhaupt: Während Wildlederjacken, taillierte Blazer und die grünen Parkas für kleine Trendwellen auf Social Media gesorgt haben, rollt jetzt eine ganz andere Silhouette an die Spitze der Trendkurve: die Militärjacke. Fein bestickt, kurz geschnitten, mit markanten Froschknöpfen sind Influencer und User auf TikTok von der Husarenjacke begeistert – der "Nutcrackercore" hat begonnen.
Wer sich durch Social Media scrollt, sieht den Nussknacker-Look immer häufiger: Der Trend verbreitet sich im Netz rasant, getragen werden die Knopfjäckchen von jungen Fashionistas und Vintage-Fans. Unter dem Hashtag #militaryjacket sammeln sich Fit-Checks, Stylingtipps und Fundstücke, die den Hype weiter befeuern. Doch der Ursprung liegt tiefer als nur im viralen Trendgeschehen.
Die ikonischen Jacken gehen ursprünglich auf die Husaren zurück: Dabei handelt es sich um eine ungarische Kavallerieeinheit, deren Uniformen bereits im 17. Jahrhundert durch reiche Stickereien und kurze Schnitte auffielen. Zur Zeit von Napoleon wurden die Jacken europaweit zum Statussymbol. Das historische Kleidungsstück kehrt nun auf die Laufstege zurück: internationale Modelabels, wie Alexander McQueen, Dior oder Ann Demeulemeester präsentierten im heurigen Jahr ihre eigenen Versionen der Husarenjacken.
Ein Moment, der den Hype um die Jacke endgültig in den Mainstream katapultierte: "Wednesday"-Schauspielerin Jenna Ortega, die in einer ärmellosen, maßgeschneiderten Husarenjacke beim Dior-Debüt von Jonathan Anderson erschien.
Für Modehistorikerin Summer Anne Lee ist das Revival kein Zufall, sondern Ausdruck der Zeit. Militärische Silhouetten tauchen seit jeher in politischen Umbruchphasen auf: "Designer beziehen sich heute genauso auf kulturelle Ikonen wie auf militärische Traditionen", erklärt sie gegenüber "Elle". "Inmitten globaler Krisen, Kriege und aufkeimendem Nationalismus werden diese Jacken zu einem Dialog über Macht, Autorität und Identität."
Trotz ihrer historischen Wurzeln wirkt die moderne Militärjacke überraschend frisch. Modedesigner spielen mit Farben, Materialien und Proportionen: Sie funktionieren zu Jeans genauso wie zu Abendlooks, verleihen dem Outfit Struktur, ohne streng zu wirken, und sind durch ihre Verzierung selbst dann ein Hingucker, wenn der Rest des Looks schlicht bleibt.