Duftlügen

5 Mythen über Parfum, die du schnell vergessen kannst

Kaffeebohnen zum Neutralisieren? Teure Düfte halten länger? Ein Zürcher Parfum-Experte deckt Duft-Mythen auf.
24.11.2025, 14:53
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Hast du dich schon einmal gefragt, ob Kaffee deine Nase wirklich neutralisieren kann? Oder ob Frauen- und Männerdüfte tatsächlich so verschieden sind, wie es die Flakons versprechen? Rund um Düfte kursieren unzählige Mythen: Sie klingen logisch, sind aber oft nur hartnäckige Erzählungen. Ein Blick in Forschung und Parfümeriepraxis zeigt: Vieles davon basiert auf Gewohnheit und Marketing.

Mythos 1: "Kaffee neutralisiert die Nase"

In vielen Parfumläden stehen Schälchen mit Kaffeebohnen. Wer viele Parfums testet, soll zur Erholung der Nase an Kaffeebohnen riechen, heißt es. Doch eine US-Studie zeigt: Weder Kaffee noch Zitrone oder normale Raumluft verbessern die Duftwahrnehmung, denn die Nase bleibt schlicht ermüdet. Christof Hoerler, Geschäftsführer der Zürcher Parfümerie Spitzenhaus, bestätigt gegenüber "20 Minuten": "Kaffee ist ein sehr komplexes Aroma."

"Vielleicht hat man das Gefühl, dass der Kaffeeduft 'neutralisiert', da wir diesen charakteristischen Duft irgendwie positiv abgespeichert haben", sagt er. Laut dem Experten hilft es, kurz frische Luft zu schnappen oder an der eigenen Haut zu riechen.

Mythos 2: "Für Mann oder Frau"? Spielt keine Rolle

Blumige Düfte für Frauen, holzige für Männer? "Klar gibt es gewisse Noten, die maskuliner oder femininer daherkommen – eigentlich steckt hinter einem betitelten Herren-Duft aber einfach Marketing", sagt Hoerler. In einer schwedischen Studie schätzten Probanden sogar gleichgeschlechtlich vermarktete Düfte subjektiv anders ein.

"Derzeit lieben besonders junge Männer intensiv süße Düfte", betont Hoerler. "Wenn dir ein Duft persönlich gefällt, ist es der richtige", stellt er klar. Fazit: Parfums sind geschlechtsneutral. Was man als "maskulin" oder "feminin" empfindet, ist kulturell bedingt.

Mythos 3: "Parfüm hält auf allen gleich lange"

Warum verschwindet der Lieblingsduft manchmal schon nach zwei Stunden, während er bei anderen ewig anhält? Ganz einfach: Unsere Haut ist so individuell wie unser Geschmack. Hauttyp, Feuchtigkeit, Hormonhaushalt und sogar Ernährung beeinflussen, wie schnell sich Duftmoleküle verflüchtigen. Besonders flüchtige Noten, wie Zitrus, halten auf trockener Haut deutlich kürzer als auf öliger.

Parfüm vs. Duft: Wo liegt der Unterschied?

"Duft" ist ein allgemeiner Begriff für jede riechende Substanz und bezieht sich auf verschiedene Duftquellen, die häufig in Alltagsprodukten wie Kosmetika oder Haushaltsartikeln verwendet werden – etwa Himbeere in Duschgels, Jasmin in Raumdiffusoren oder Zimt in Duftkerzen.

"Parfüm" hingegen ist ein Begriff, der eine komplexe und raffinierte Komposition aus verschiedenen Essenzen und Duftrohstoffen beschreibt. Diese sind oft in drei Phasen unterteilt: Kopfnote, Herznote und Basisnote.

Mythos 4: "Je höher der Ölanteil, desto besser"

Viele glauben, mehr Duftöl bedeute bessere Qualität oder längere Haltbarkeit. Klingt logisch, stimmt aber nur begrenzt. Die entscheidende Rolle spielen Komposition und Inhaltsstoffe. Zitrusnoten etwa verfliegen trotz hoher Konzentration rasch, während schwere Harze länger haften.

"Dazu kommt es auf die Marke an", sagt Hoerler. Große Unternehmen ersetzen laut Experten oft teurere Inhaltsstoffe durch günstigere, die ähnlich wirken, um hohe Konzentrationen vermarktbar zu machen.

Unterschiedliche Parfumarten:

  • Extrait de Parfum (Intense): 20 bis 30 Prozent Duftstoffanteil
  • Eau de Parfum: Zehn bis 20 Prozent Duftstoffanteil
  • Eau de Toilette: Sechs bis zehn Prozent Duftstoffanteil
  • Eau de Cologne: Drei bis fünf Prozent Duftstoffanteil
  • Eau Fraîche: Ein bis drei Prozent Duftstoffanteil

Mythos 5: "Natürliche Parfüms sind hochwertiger"

Der Glaube, ein vollständig natürliches Parfum sei automatisch besser oder hochwertiger, hält sich hartnäckig – stimmt aber laut dem Duft-Experten kaum: "Die meisten Düfte auf dem Markt stellen eine Symbiose aus Natur und Synthetik dar", meint er. Viele Dufterlebnisse könnten ohne Synthetik überhaupt nicht generiert werden.

"Man muss vom Irrglauben wegkommen, dass Synthetik schlecht oder minderwertig ist", sagt Hoerler schließlich.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 24.11.2025, 17:47, 24.11.2025, 14:53
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