Luxusdüfte-Trend

"Das riecht ganz übel": Billige Parfum-Duplikate boomen

Im Internet wimmelt es nur so von Anbietern für Kopien bekannter Luxusparfüms. "20 Minuten" klärt auf, inwieweit das legal ist.
11.12.2025, 19:44
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"[Die Rapper] Massiv, Farid Bang und mehr als 22–300 Kunden vertrauen uns", steht auf der Website von "Sherazade". Hinter dem Unternehmen steht ein Schweizer Onlineshop, der sogenannte "Duftzwillinge" anbietet: Dabei handelt es sich um Parfums, die von teuren Luxusdüften inspiriert sind oder versuchen, diese nachzuahmen.

Der Shop ist nicht der einzige seiner Art. Online werben unzählige Mitbewerber offen damit, dass sie Duplikate von bekannten Parfums verkaufen. Den Namen und ein verschwommenes Foto des Originals stellen sie dazu, viele haben eine Schweizer Adresse im Impressum. Ist das sicher – und legal?

"Rechtliche Grauzone"

"Die Anbieter solcher Duftzwillinge bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone", erklärt Patentanwältin Ellen Zander gegenüber "20 Minuten. Drei Themen seien dabei kritisch: Designschutz, Markenschutz und unlauterer Wettbewerb. "Bei Ersterem geht es um die Gestaltung des Flakons. Lehnt man sich zu sehr an das Original an, kann es Probleme geben", so Zander. "Beim Markenschutz geht es um eine gegebene Verwechslungsgefahr." Gerade bei großen Marken sei die Schutzfähigkeit groß. "Um Markenrechtsverletzungen auszuschließen, reicht ein nur leicht abgewandeltes Logo oder ein Schriftzug nicht aus."

Beim unlauteren Wettbewerb geht es laut Anwältin um widerrechtliche Werbe- und Verkaufsmethoden – "etwa, indem man irreführende, vergleichende Werbung schaltet, versucht, sich den Ruf des Originals zunutze zu machen, oder Maßnahmen ergreift, um eine Verwechslung mit dem Originalprodukt zu erzeugen." Ob ein Hersteller eines Originals tatsächlich rechtliche Schritte einleitet, sei Abwägungssache.

Das sagen Duftexperten dazu

Was hingegen nicht so einfach zu schützen sei, seien Rezepte für Mischungen von Düften. Um herauszufinden, wie nah die Duftzwillinge ans Original herankommen, bestellt "20 Minuten" von drei Anbietern einen "Dupe" für "Baccarat Rouge", einer der ikonischsten Luxusdüfte der vergangenen Jahre.

"20 Minuten" fragt bei Birgit Salow, Schulungsleiterin der Zürcher Luxusparfümerie Osswald, und "Niche"-Experten Hakim Mousa nach, welcher Duft imitiert wird. "Mittlerweile sind einige 'Dupes' so gut, dass selbst wir es nicht sofort erkennen", so Salow. Allerdings zeige sich kurze Zeit später, etwa an der Haltbarkeit oder den Noten nach dem Trocknungsprozess, dass es nicht das Original sei.

Der erste Duftzwilling kommt von "Made in Lab", einer polnischen Marke, die auf Schweizer Websites verkauft wird. Schon beim ersten Sprühen erkennt Mousa: "Das soll 'Baccarat Rouge' sein." Allerdings fehlt laut Salow die Dichte und das Volumen des Originals. Das Ambroxan (= ein synthetischer Ersatz für den Duftstoff Ambra), das auch in "Baccarat Rouge" vorkommt, sei von deutlich schlechterer Qualität.

Nachdem der Duft getrocknet ist, sagt Salow: "Jetzt flacht er komplett ab, man riecht nur noch künstliches, günstiges Ambroxan." Mousa erklärt: "Das kann sehr schlecht für die Haut sein. In hochwertigen Parfums werden Stoffe wie Ambroxan von der IFRA (= International Fragrance Association) reguliert."

„Das riecht nur nach Chemie.“
Hakim MousaSchweizer Parfumexperte für Nischendüfte

Das zweite Testobjekt kommt vom Anbieter "Attar Studio" und wird laut Website in der Schweiz hergestellt. "Die Qualität der Ingredienzen ist besser, aber weiter weg vom Original. Er erinnert mich eher an 'Angels’ Share' von Kilian", so Mousa.

Nummer drei: der Duftzwilling der Firma "Sherazade". "Das ist ganz übel, grauenvoll", findet Salow. Auch Mousa zeigt sich vom Parfum nicht begeistert. "Das riecht nur nach Chemie." Die Experten sind sich einig: "Das ist ein klarer Fall von einem schlechten 'Dupe'." Auf der Haut tragen würden beide laut eigener Aussage keinen der Düfte.

"Risiko für gesundheitliche Schäden": Das sagt eine Dermatologin

Dermatologin Marianne Meli rät ebenfalls davon ab: "Sowohl Original- als auch Duplikat-Parfums können Hautreaktionen verursachen. Duftstoffe gehören zu den häufigsten Auslösern kontaktbedingter Hautentzündungen." Als Hautärztin sei sie grundsätzlich kein Fan von Parfums, sehe bei 'Dupes 'oder gar Fälschungen aber ein besonderes Risiko. "Sie können nicht deklarierte Inhaltsstoffe enthalten, deren Konzentrationen und Zusammensetzungen oft nicht den regulatorischen Vorgaben entsprechen, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht."

Keines der drei von 20 Minuten bestellten Parfums weist auf der Verpackung oder der Website die Inhaltsstoffe aus. "Das schwerwiegendste Risiko ist die potenzielle Auslösung schwerer gesundheitlicher Schäden durch giftige, erbgutschädigende oder krebserregende Substanzen." Immerhin: Laut Dermatologin ist das viel seltener als eine Kontaktallergie oder Reizung.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 12.12.2025, 09:55, 11.12.2025, 19:44
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