Im Netz boomen Fitness-Trends ständig – der Traum für junge Burschen, viel Muskelmasse aufzubauen und diese auch zu halten. Empfohlen wird auf Social Media dementsprechend einiges: Während Influencer auf bestimmte Nahrungsergänzungsmittel schwören, befürworten Content Creatoren extreme Ernährungsumstellungen wie die "Carnivore"-Diät, um so "männlicher zu werden". TikToker, deren Video-Inhalte sich ums "männlich sein" drehen, warnen nun immer öfter vor Sojaprodukten, denn diese sollen "verweiblichen" – von dieser Theorie sind Ärzte keine großen Fans.
Auf Social-Media-Plattformen, vor allem auf TikTok, erklären Influencer, dass der Verzehr von Sojaprodukten das Testosteronlevel bei Männern enorm sinken lässt. TikToker Nate Elmar schreibt unter einem seiner Videos: "Es ist erwiesen, dass Soja den Testosteronspiegel senkt, den Östrogenspiegel erhöht und das Muskelwachstum verlangsamt." Eine wissenschaftliche Quelle nennt der Influencer weder im Video, noch hat er sie unter seinem Clip verlinkt. Mit seinem Beitrag erreicht der Content Creator mehr als 49.000 Menschen.
Doch warum wehren sich solche "Männlichkeits"-Influencer gegen Soja? Für sie sind Isoflavone die Gauner: Diese Stoffe kommen hauptsächlich in Sojabohnen vor und gehören zu den Phytoöstrogenen. Die TikToker quasseln online darüber, dass Sojaprodukte wie Tofu den Körper "verweiblichen" sollen. Wissenschaftlich belegt ist die Theorie der Testosteronexperten nicht. Isoflavone sind eigentlich Pflanzenfarbstoffe und keine Hormone. Tatsächlich sind sie ähnlich aufgebaut wie das Geschlechtshormon Östrogen, doch Angst vor Isoflavone sollte man keine haben: Durch ihre regulierende Wirkung können diese Stoffe sogar das hormonelle Gleichgewicht bei Männern fördern.
Eine Urologie-Praxis im deutschen Rüsselheim klärt sogar auf ihrer Website über den Mythos auf: Sie empfehlen sogar eine sojareiche Ernährung, denn diese kann vor Prostatakrebs schützen.
Während "Männlichkeits"-Influencer auf TikTok junge Burschen dazu aufrufen, sein Testosteronlevel ständig zu erhöhen, sehen Ärzte darin starke Risiken: "Zu viel Testosteron selbst kann die Zeugungsfähigkeit vermindern", betont Frauenärztin Vanadin Seifert-Klauss im Gespräch mit "Deutschlandfunk". Wer mit seinen Testo-Supplements übertreibt, könnte sogar dafür sorgen, dass die Spermienproduktion im Körper komplett gestoppt wird.