AMS-Beraterin klagt an

"Wirklich furchtbar – ohne Security geht gar nichts"

Gewalt, irre Ausreden und Arbeitslose, die alles tun, um bloß keinen Job zu bekommen – in "Heute" sprechen AMS-Berater über ihre Erfahrungen.
André Wilding
10.09.2025, 07:23
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Die Schlange vor dem AMS-Schalter ist lang – doch die Motivation vieler Jobsuchender hält sich in Grenzen. Ein AMS-Berater hat in einem "Heute"-Interview ausgepackt und einen Einblick in die Welt von Arbeitssuchenden gegeben. "Nicht alle wollen wirklich arbeiten", stellte der Berater dabei unmissverständlich klar.

Einige Kunden würden laut dem Insider alles daransetzen, um eben nicht arbeiten zu müssen – inklusive Dauerkrankenstand, gefälschten Bewerbungen und wilder Ausreden. Besonders kurios: "Manche verlangen direkt nach der Pflichtschule 4.000 Euro Einstiegsgehalt – ohne jede Ausbildung."

"Kollegen wurden schon verprügelt"

Doch auch bei hochqualifizierten Arbeitslosen gibt es Schwierigkeiten. "Ein IT-Techniker will halt nicht an die Supermarkt-Kassa. Das verstehe ich auch." Trotzdem werde irgendwann jeder vermittelt – ob er will oder nicht. Zu hohe Gehaltsvorstellungen gehören für den AMS-Mitarbeiter dabei schon fast zum Alltag. "Sonst gehe ich nicht arbeiten", würden Bezieher dann zu ihm sagen.

Ein weiteres Problem: Sprachbarrieren. Viele Kunden sprechen kaum oder gar kein Deutsch – und wehren sich gegen Kurse. "Einige wissen: Wenn sie Deutsch können, müssen sie arbeiten – also melden sie sich einfach krank oder kommen nicht." Die Folge: Abmeldung. Später würden sie dann wieder auftauchen und von vorne starten.

Und auch der Ton werde laut dem Berater oft schnell rau – vor allem, wenn es ums Geld geht. "Kollegen wurden schon verprügelt, mit Stühlen und sogar mit Tischen wurde geworfen", erzählt er. Aggressionen, Beschimpfungen und Drohungen – das alles sei in einer AMS-Stelle nichts Neues. "Deswegen gibt es bei uns auch Security – und einen Alarmknopf. Wird der gedrückt, kommen alle!"

Keine Männer bei der Arbeit

Das Problem mit aggressiven Beziehern kennt auch noch eine andere AMS-Beraterin, die sich bei "Heute" gemeldet hat und anonym bleiben möchte. "Manche Bezieher sind wirklich furchtbar", erzählt Karin (Anm. Name geändert). "Ich habe eine Kundin, die ist 28 Jahre alt und war vorher bei einem Kollegen. Der Mann von dieser Frau hat den Kollegen aber abgelehnt, weil sie sich in einem Drogeriemarkt bewerben hätte sollen."

Im Video: "Unglaubliche Tricks" – AMS-Berater packt jetzt aus

"Da hätte sie aber den ganzen Tag auch Männer gesehen und das hat ihr Mann nicht ertragen. Als mein Kollege dann zu ihm gesagt hat, dass seine Frau etwas annehmen muss, hat der Mann so geschrien, dass sogar die Security gekommen ist. Ohne Security geht bei uns gar nichts mehr", erzählt die AMS-Mitarbeiterin. "Kurze Zeit später hat er sich dann beruhigt und seine Frau hat eine weibliche Beraterin bekommen. Jetzt versuchen wir sie wo unterzubringen, wo sie nicht dauernd unter Männern sein könnte."

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"Frauen akzeptiert er gar nicht"

Und auch mit einem AMS-Bezieher aus Syrien würde es Probleme geben. "Bei dem ist es genau umgekehrt. Frauen akzeptiert er gar nicht", sagt die Beraterin zu "Heute". "Wir haben mittlerweile sogar eine spezielle Taste, die wir drücken können, wo dann die Security kommt. Ich brauche die immer wieder mal." Die Insiderin teilt aber nicht nur ihre Erfahrungen mit Kunden, sondern nimmt gleichzeitig auch das AMS in Schutz.

"Was mich ankotzt ist, dass alle auf das AMS schimpfen. Der Großteil von uns ist wirklich bemüht. Aber was sollen wir noch alles bieten? Wenn die (Anm. Kunden) scheitern sind wir schuld? Das sehe ich nicht ein. Wir machen genug in Österreich, aber viele wollen gar nicht arbeiten. So sieht es aus!" Der Job mache ihr dennoch Spaß und die AMS-Chefs Petra Draxl und Johannes Kopf würden sich wirklich bemühen.

"Es ist nicht immer das AMS schuld"

Dem stimmt auch Leser Jakob (Anm. Name geändert) zu: "Es ist nicht immer das AMS schuld", sagt er gegenüber "Heute" – zudem hätte er noch nie Probleme mit dem Arbeitsmarktservice gehabt, "weil wie man reinruft, so schallt es zurück." Er sieht das Problem für die aktuelle Situation in Österreich auch nicht beim AMS ("Natürlich gibt es Schwachstellen"), sondern in der Politik – die müsse laut Jakob nämlich eingreifen und etwas ändern.

"Die Politik ist schuld und nicht die AMS-Berater in Büros. Wenn sich Arbeitslose korrekt benehmen, dann sind die Mitarbeiter dort auch ok. Aber diese Aggressionen, die überall in der Luft liegen, kriegen auch die ab. Und da sind Sanktionen oft das einzige, wie sie sich helfen können", meint Jakob und sagt dann auch ganz offen: "Es wird einmal Zeit, dass jemand die AMS-Mitarbeiter in Schutz nimmt."

{title && {title} } wil, {title && {title} } 10.09.2025, 07:23
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