Für viele ist eine Kaffeetasse am Tag ein Muss. Wer zu Hause keine Zeit hat, gönnt sich unterwegs seinen heißgeliebten Kaffee. Lässt man seinen Wachmacher jedoch weg, macht sich das spätestens nachts bemerkbar: User im Netz berichten davon, lebhafter zu träumen, vor allem, wenn sie keine koffeinhaltigen Getränke am Tag davor getrunken haben. Das steckt hinter dem Phänomen.
Koffein steckt nicht nur in Kaffee und Energy-Getränken. Meist findet man den Stoff auch in Schokolade, Tee, Supplements oder in Medikamenten. Koffein besitzt eine Reihe von Vorteilen, unter anderem für die kognitiven Funktionen und die psychische Gesundheit. Einige Studien zeigen, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko für Depressionen besitzen und Koffein mit einem geringen Risiko für Erkrankungen wie Parkinson in Verbindung gebracht wird.
Obwohl Kaffee reich an B-Vitaminen und Antioxidantien ist, wirkt der Koffein stimulierend und wach-machend. Zudem blockiert der Wirkstoff eine Chemikalie im Gehirn namens Adenosin: Über den Tag hinweg sammelt das Hirn dieses an, um schläfrig zu werden. Im Schlaf wird Adenosin abgebaut – in der Früh sind wir bereit für eine neue Dosis. Wer Kaffee trinkt, blockiert das Adenosin-Signal: Obwohl dieses noch im Körper vorhanden ist, verspürt man die Schläfrigkeit nicht so stark. Lässt die Koffeinwirkung nach, steigt wieder die Müdigkeit an. Koffein besitzt eine Halbwertszeit von etwa drei bis sechs Stunden: Das bedeutet, dass die Hälfte des konsumierten Koffeins nach dieser Zeit noch in unserem Körper vorhanden ist und weiterhin auf Adenosin wirkt. Für viele Menschen kann es deshalb schwieriger sein, nachts einzuschlafen, wenn sie nachmittags oder abends Koffein zu sich nehmen.
Durch die Beeinträchtigung der Adenosin-Signalübertragung kann Koffein auch den Schlaf stärker stören und die Gesamtdauer verkürzen. Dies gilt insbesondere für unseren tiefen, erholsamen Nicht-REM-Schlaf. Insgesamt zeigen die Forschungsergebnisse eindeutig, dass je später man Koffein zu sich nimmt und je mehr wir davon konsumieren, desto schlechter ist dies für den Schlaf. Derzeit existieren nicht viele Untersuchungen darüber, ob eine Reduzierung des Koffeinkonsums unsere Träume lebhafter macht. Die meisten Studien konzentrieren sich eher darauf, wie Koffein den Schlaf beeinflusst, und nicht darauf, was in beim Träumen passiert.
Auch wenn kein direkter Beweis dafür existiert, berichten Menschen immer wieder dasselbe: Sie reduzieren ihren Koffeinkonsum und innerhalb weniger Nächte werden ihre Träume lebhafter, detailreicher oder einfach nur seltsam. Eine Reduzierung des Koffeinkonsums führt nicht direkt zu lebhaften Träumen, doch es gibt einen plausiblen Zusammenhang: Da Koffein die Gesamtschlafdauer verkürzt und das nächtliche Aufwachen verstärken kann, vor allem wenn man noch spät an einem Kaffee schlürft, kann eine Koffein-Reduzierung dem Körper eine "Erholungspause" verschaffen.
Wer mehr schläft, kann die Dauer des REM-Schlafs verlängern. Dabei handelt es sich um eine Schlafphase, in welche der Körper entspannt, das Gehirn jedoch sehr aktiv ist. In dieser finden auch die meisten Träume statt: Mehr REM-Schlaf kann bedeuten, dass das Hirn mehr Zeit hat, lebhafter und komplexer zu träumen. Tatsächlich wird man in dieser Schlafphase am ehesten wach – wenn man aus dem REM-Schlaf erwacht, erinnert man sich wahrscheinlich an die Träume, da sie noch "frisch" im Gedächtnis sind.
Nicht jeder wird plötzlich lebhafte Träume haben, wenn er auf Koffein verzichtet. Zudem hält der Effekt möglicherweise nur ein paar Tage oder Wochen an. Auch wenn es keine eindeutigen Belege dafür gibt, die zeigen, dass der Verzicht auf Koffein zu lebhaften Träumen führt, beeinflusst dieser den Schlaf. Wer Koffein aus seinem Tagesplan streicht, könnte dem Gehirn die Möglichkeit geben, mehr Zeit im REM-Schlaf zu verbringen.