Schweizer Studie

Eisbaden – wieso Frauen sensibler auf Kälte reagieren

Für viele ist Kaltbaden nach dem Sport ein Muss – User warnen davor, dass Frauen lieber nicht in die eiskalte Wanne steigen sollten.
Heute Life
04.10.2025, 13:15
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Der Hype um Kaltbäder lässt auch nach fast zwei Jahren nicht nach: Eisbad-Fanatiker schwören auf die gesundheitlichen Vorteile der "Cold Plunges", andere probieren den Wellness-Tipp erst jetzt aus. Obwohl einige Forschungsergebnisse bereits darauf hindeuten, dass Kaltbäder tatsächlich gut für die Gesundheit sein können, werden jetzt im Netz Stimmen laut, die vor der eisigen Praktik warnen.

Aufregung auf Social Media

Influencer meinen nun, dass Kaltbäder für Frauen doch nicht gut sind und verbreiten diese Botschaft in den sozialen Medien. Akupunktur-Expertin Katie Pedrick ging mit ihrem Instagram-Beitrag viral: "Ich sage das schon seit Jahren. Und wieder einmal ist die chinesische Medizin ihrer Zeit weit voraus. Kaltbäder sind nicht gut für Frauen", erzählt sie in ihrem Video, welches bereits über vier Millionen Mal gesehen wurde.

Pedrick bezieht sich in ihrem Clip auf eine aktuelle Studie aus der Schweiz und merkt an, dass man in Bezug auf Eisbäder "keinen Nutzen" für die Studienteilnehmerinnen festgestellt habe. "Aber es hat den Cortisolspiegel erhöht und den Körper der Frauen gestresst", so Pedrick auf Instagram.

Doch nur bei einem Video bleibt es nicht, denn auch auf TikTok werden Influencer laut. Content Creatorin Danie Lindsey hat selbst das Kaltbaden ausprobiert – aufgrund der Studienergebnisse lässt die TikTokerin die Eisbäder aber jetzt sein. Unter dem Clip sammeln sich unzählige Kommentare: "Ich brauchte keine Studie, um zu wissen, dass Kälte mich mürrisch und unglücklich macht", schreibt eine Userin. "Kälte stresst mich, daher hätte das meinen Cortisolspiegel niemals senken können", kommentiert eine andere Nutzerin.

Kälteschock & Herzprobleme

Doch die Forschung zu Kaltbädern ist noch nicht abgeschlossen und es ist schwierig, endgültige Aussagen zu irgendeinem Aspekt davon wirklich zu treffen. Ron Clijsen, Mitautor der Studie und Forschungsleiter am "Rehabilitation and Exercise Science"-Labor (RESlab) der Fachhochschule der italienischen Schweiz, erklärt gegenüber "Self", dass es einige wichtige Reaktionen gibt, die bei Frauen nach einem Kaltbad zu beobachten sind.

Viele reagieren, sobald sie komplett unter dem eisigen Wasser abgetaucht sind, oft mit einem Kälteschock: "Man beginnt möglicherweise schneller zu atmen oder plötzlich nach Luft zu schnappen", erklärt der Forschungsleiter. "Das löst eine Stressreaktion des Körpers aus, bei der Adrenalin und andere Stoffe freigesetzt werden, die das Herz schneller schlagen und den Blutdruck steigen lassen", erzählt Clijsen.

Laut Vanessa Wellauer, Mitautorin der Studie und Forscherin im selben Labor, kommt es außerdem zu kurzen Stresshormon-Spitzen: "Diese verursachen einen kurzfristigen Anstieg der weißen Blutkörperchen und Marker für die Immunaktivierung. Dabei handelt es sich um akute Reaktionen, die nicht schädlich sind", sagt sie. Fürs Herz könnten die Kaltbäder aber nicht unbedingt gesund sein: "Der Körper reagiert mit einer 'Fight-or-Flight'-Reaktion, die hormonelle Veränderungen hervorruft, welche die Herzfrequenz erhöhen", erklärt Sherry Ross, Frauenärztin in Kalifornien, gegenüber "Self". Laut Clijsen kann es auch zu einem Anstieg des Blutdrucks kommen.

Clijsen stellt jedoch klar, dass seine Studie nicht zu dem Schluss gekommen ist, dass Kaltbäder für Frauen schlecht sind. "Das Fehlen objektiver Vorteile durch Kaltbäder nach dem Training bedeutet nicht, dass diese für Frauen schlecht oder schädlich sind", sagt er. "Ob Eisbäder für Frauen schlecht sind, ist eine andere Frage, die nicht Gegenstand unserer Studie war und auch nicht beantwortet wurde", betont Clijsen gegenüber "Self".

Jeder Körper reagiert anders

Auch wenn Männer und Frauen ähnlich auf Kaltbäder reagieren, gibt es doch einige Unterschiede: "Frauen haben eine bessere Isolierung", sagt Ross. Aufgrund dieser empfinden Frauen das Bad möglicherweise als kälter und reagieren empfindlicher auf die Temperaturen als Männer. Je nach Körpergröße und Fettzusammensetzung einer Frau kann die Körpertemperatur schneller sinken als bei Männern, wodurch sie einem höheren Risiko für Unterkühlung ausgesetzt ist.

Auch die Stresshormon-Spitzen sind bei Eisbädern herkömmlich: "Die Wissenschaft hinter Kaltbädern legt nahe, dass kontrollierte Cortisolspitzen im Gegensatz zu chronischem Stress, der schädlich ist, von Vorteil sein können", sagt Michael Swarzton, Sportmediziner aus Florida, dem Magazin. "Mehr Cortisol ist nicht besser, aber ein kurzes Kaltbad kann den Körper trainieren, sich zu erholen und widerstandsfähiger zu werden", sagt er schließlich.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 04.10.2025, 13:19, 04.10.2025, 13:15
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