Genug Schlaf wäre so einfach, wenn da nicht das echte Leben dazwischenkäme: Schichtdienste, Deadlines oder Prüfungen rauben vielen regelmäßig die Nachtruhe. Nun fällt immer häufiger ein Begriff, welches das Problem lösen könnte, nämlich "Sleep Banking". Die Idee dahinter klingt verlockend – aber kann man Schlaf tatsächlich "ansparen"?
In der Wissenschaft wird das Phänomen "Sleep Extension" (dt. Übersetzung: Schlaferweiterung) bezeichnet: Laut Rebecca Robbins, Schlafwissenschaftlerin, handelt es sich dabei um "die Praxis, einen wirklich gesunden Schlafplan umzusetzen und sich Zeit für ausreichend Schlaf zu nehmen, damit man seine Widerstandsfähigkeit aufbauen kann, wenn man in Phasen mit unzureichendem Schlaf eintritt."
Empfohlen wird "Sleep Banking" vor allem Menschen, die wissen, dass ihnen bald schlafarme Zeiten bevorstehen: Ärzte, Studierende vor Prüfungen oder Berufstätige vor stressigen Projektphasen. Laut Robbins hilft ein stabiler Schlaf im Vorfeld dabei, diese Belastungsphasen besser zu überstehen.
"Man kann Schlaf nicht wirklich ansammeln, aber man kann 'Schlafschulden' abbezahlen", erklärt Schlafmedizinerin Yo-El Ju im "CNN"-Interview.
Wer "Sleep Banking" ausprobieren möchte, sollte nicht erst in letzter Minute damit beginnen: Laut Experten zeigen sich erste Effekte schon nach ein bis zwei Tagen, optimal ist jedoch eine Vorbereitung über mindestens eine Woche. Empfohlen wird, jeden Abend etwa 15 Minuten früher ins Bett zu gehen. So summiert sich der zusätzliche Schlaf langsam, ohne den Biorhythmus zu überfordern: Wichtig bleibt dabei, morgens möglichst immer zur gleichen Zeit aufzustehen.
Studien zeigen, dass "Sleep Banking" vor allem bei Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit helfen kann: Wer ausreichend "vorgeschlafen" hat, reagiert schneller auf Reize und macht weniger Fehler. Trotzdem bleiben Tätigkeiten wie Autofahren unter Stress trotz "Sleep Banking" riskant.
Für Menschen mit bestehenden Schlafstörungen ist "Sleep Banking" keine geeignete Methode: Langes Wachliegen im Bett kann frustrieren und die Schlafprobleme sogar verschlimmern. Wer regelmäßig einen Wecker benötigt, um aufzuwachen, leidet laut Ju oft bereits unter chronischem Schlafmangel – auch wenn sich der Körper daran gewöhnt hat.
Ist die stressige Phase vorbei, raten Experten dringend, rasch zum normalen Schlafrhythmus zurückzukehren. Hilfreich kann ein abendlicher "Schlaf-Alarm" sein, der daran erinnert, Bildschirme auszuschalten, das Licht zu dimmen und zur Ruhe zu kommen.