Hype um Holzstäbchen

Warum plötzlich jeder auf Zahnstocher steht

Aromatisierte Zahnstocher boomen bei Jugendlichen und Promis. In München hat eine Schule die kleinen Holzstäbchen jetzt verboten.
22.12.2025, 21:59
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Zahnstocher sind die neuen Kaugummis: Ob als Zeitvertreib oder Rauch-Ersatz – die kleinen Holzstäbchen erleben gerade ein überraschendes Comeback und sind auch nun mit bestimmten Geschmacksrichtungen erhältlich. Der Hype darum wird von Tag zu Tag größer.

Zahnstocher-Verbot auf Schule

Die Begeisterung ging so weit, dass eine Realschule in München die Zahnstocher komplett aus dem Unterricht verbannt hat. Der Schuldirektor erzählte dem "Bayerischen Rundfunk", dass die meisten Schüler der siebten und achten Klassen "wie kleine Cowboys" mit den Holzstäbchen im Mund gesessen sind. Dazu kommt: Mittlerweile kann man nikotinhaltige Zahnstocher aus den USA bestellen – für Lehrer sind jene kaum von den harmlosen, aromatisierten Varianten zu unterscheiden.

Schweiz als Vorreiter beim Zahnstocher-Boom

Im deutschsprachigen Raum ist die Schweiz ganz vorne dabei. Das Zürcher Unternehmen "Zunder", das im Thurgau produziert, hat schon 2015 aromatisierte Zahnstocher auf den Markt gebracht und zählt heute zu den größten Anbietern. Geschäftsführer Daniel Wuffli, der sich selbst "Zahnstocherbaron" nennt, bestätigt den Trend gegenüber "20 Minuten": "2017 verkauften wir in der Schweiz und in der EU rund 10.000, 2024 waren es schon 160.000." Jedes Jahr kommen etwa 25.000 Packungen dazu.

Die Produkte kommen besonders bei jungen Leuten gut an. Seitdem Werbung in den sozialen Medien läuft, ist der Absatz ordentlich gestiegen: "Unsere größte Kundengruppe kommt aus der RS (= Rekrutenschule). Viele erzählen, dass sie bei Märschen oder in Pausen lieber zum Zahnstocher greifen als zur Zigarette", verrät Wuffli.

Tschick-Ersatz

Als Mittel zur Rauchentwöhnung darf das Produkt offiziell nicht beworben werden: "Dafür fehlen medizinische Belege." Zunder positioniert sich als Lifestyle-Produkt und Alternative zu Kaugummi. Trotzdem hören sie laut Wuffli oft, dass Kunden mithilfe der Zahnstocher mit dem Rauchen aufgehört haben – auch verschiedene TikToker, wie Zuwi, berichten von ihren Erfolgen.

In den Raucherläden an der Zürcher Langstrasse spielen Zahnstocher hingegen kaum eine Rolle. "Wenn wir die verkaufen würden, schießen wir uns ins eigene Bein", sagt ein Shopbetreiber zu "20 Minuten". "Sie bringen die Leute ja weg von unseren Tabakwaren."

Deutschrapper macht Zahnstocher zum Statussymbol

Auch Rap-Legende Massiv ist auf den Trend aufgesprungen: Im Mai hat er gemeinsam mit dem Anbieter "Wunder" eine eigene Linie auf den Markt gebracht. Im Cowboy-Outfit wirbt er damit, seit 2006 praktisch immer einen Zahnstocher im Mund zu haben. In seinen Videos meint er, vor dem Start habe kaum jemand an den Erfolg geglaubt – dann sei der Verkauf "durch die Decke gegangen".

Auch internationale Promis haben den Trend gepusht: Popsänger und Teenieschwarm Shawn Mendes etwa zeigte sich letztes Jahr mit Zahnstocher auf der Pariser Fashion Week und warb dafür auf Social Media. Schauspielerin Rebecca Ferguson kaute in Interviews darauf herum. US-Sänger Usher bekam zu seinem Geburtstag sogar eine Version mit Diamanten geschenkt – er hatte sich davor schon öfter mit glitzernden Exemplaren gezeigt.

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