Achtsam leben

Selfcare & Meditation – was gegen Stress wirklich hilft

Auf Social-Media-Plattformen boomen Wörter wie "Breathwork", "Achtsamkeit" oder "Selfcare". Eine Wiener Gesundheitsexpertin klärt darüber nun auf.
Artiola  Zhabota
07.10.2025, 06:32
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Wer auf Instagram oder TikTok herumscrollt, wird auf einige "Selfcare"-Videos gestoßen sein. Influencer und User zeigen, wie sie mit dem Alltagsstress abschließen: Während manche sich mit einer Gesichtsmaske und einem Buch im Bett bequem machen, führen andere bewusste Atemübungen und Yoga durch, um so den Stress hinter sich zu lassen. Was einst als Nischenthema galt, ist heute ein fester Bestandteil digitaler Wohlfühlwelten. Zwischen Social Media-Hype und echter Gesundheitsvorsorge schafft jetzt eine Expertin Klarheit – und zeigt, wie wichtig Selbstfürsorge im Alltag tatsächlich ist.

Breathwork & bewusstes Atmen

Im Netz trenden unzählige Videos, in denen Content Creatoren zeigen, wie sie den Stresspegel herunterfahren lassen. Dabei oft sieht man, wie Influencer über bewusstes Atmen reden: "Unser Atem ist ein unmittelbares Tool, das wir oft zu selten bewusst nutzen. Stress lässt uns flach und schnell atmen, was den Körper im Alarmzustand hält. Schon wenige tiefe Atemzüge können Herzfrequenz und Blutdruck senken und den Kopf klären", erklärt Dominique Scharax gegenüber "Heute". Sie ist Gründerin von Move Mind Food by Dominique, sowie Gesundheitscoach, Kinesiologin, Yoga- und Pilateslehrerin.

Für viele mögen sich Wörter wie "bewusstes Atmen" oder "Breathwork" nur nach einem Trend anhören, aber "Breathwork ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein uraltes Werkzeug. Es aktiviert das Zwerchfell, steigert Sauerstoff und Energie, baut Stresshormone ab und versetzt das Nervensystem in den Regenerationsmodus", erläutert die Pilateslehrerin. Laut ihr berichten viele nach dem "Breathwork" von Leichtigkeit, Klarheit und innerer Ruhe – oft mehr als bei klassischen Entspannungsmethoden.

Keine Zeit für Selfcare?

Im Netz meinen wiederum viele, mit Sport sich erden zu können: "Bewegung ist großartig, um Stress abzubauen und den Kopf freizubekommen. Und auch, um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu unterstützen. Doch 'Breathwork' und Meditation gehen noch eine Ebene tiefer: Sie wirken direkt auf das Nervensystem und helfen, emotionale Spannungen loszulassen", betont Scharax. Während Sport Energie entlädt, bringen Atem- und Achtsamkeitsübungen innere Balance zurück. "Am besten funktioniert die Kombination – körperliche Aktivität, um Druck loszuwerden, und bewusste Atemübungen, um nachhaltig in die Ruhe zu finden", meint die Kinesiologin.

TikTok-Clips diverser Influencer zeigen aufwendige Routinen – von solchen lassen sich einige User demotivieren, vor allem, wenn man das Gefühl besitzt, keine Zeit für "Selfcare" zu besitzen. Scharax möchte hier motivieren: "Es müssen nicht immer lange Routinen sein. Schon drei tiefe Atemzüge mit geschlossenen Augen können einen Unterschied machen. Auch bewusst die Schultern lockern, den Körper strecken oder einen kurzen Bodyscan durchführen, bringt spürbar Entlastung – und das in weniger als zwei Minuten." Wer viel sitzt, kann auch für 30 bis 60 Sekunden aufstehen, locker springen oder tanzen. Solche kurzen Bewegungen aktivieren das Lymphsystem, bringen den Kreislauf in Schwung und wirken oft wie ein kleiner "Reset". "Entscheidend ist nicht die Dauer, sondern die Regelmäßigkeit solcher Mini-Pausen", so die Yogalehrerin.

"Kein Egoismus, sondern eine Notwendigkeit"

Für Scharax beginnt Selfcare "damit, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Das kann Bewegung sein, gesunde Ernährung, Pausen, ein klares Nein – oder auch bewusst Zeit nur für sich. Es geht weniger um äußere Rituale, sondern um die innere Haltung." Doch dies löst schnell bei vielen das Gefühl aus, als würde man egoistisch handeln – dem widerspricht die Gesundheitsexpertin: "Wenn wir ständig nur funktionieren, erschöpfen wir uns früher oder später. 'Selfcare' ist daher kein Egoismus, sondern eine Notwendigkeit: Nur wer seine eigenen Ressourcen pflegt, kann langfristig für andere da sein."

"Viele Menschen merken erst am Abend, dass sie den ganzen Tag nichts getrunken haben, weil sie im Autopilot-Modus durch Meetings und Aufgaben gerannt sind. Mit Achtsamkeit fällt schon mittags auf: 'Ich bin durstig, ich brauche Wasser.' Das wirkt banal, zeigt aber, wie sehr wir Bedürfnisse übergehen", merkt Scharax an. "Achtsamkeit ist damit wie ein Anker, der uns immer wieder ins Hier und Jetzt zurückholt", sagt sie schließlich.

{title && {title} } AZ, {title && {title} } Akt. 07.10.2025, 07:00, 07.10.2025, 06:32
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