Mini-Sticker am Ohr, die den Körper beruhigen, Hormone stabilisieren und Migräne mildern sollen? Was klingt wie Magie, hat seine Wurzeln tief in der Traditionellen Chinesischen Medizin: "Ear Seeding" nennt sich die Technik und sie erobert gerade Studios, Spas und die sozialen Medien. Bei der Hamburger Wellbeing-Marke Rhoots gehört sie längst zum Kern der neuen "Selfcare"-Bewegung: Gründerinnen Anica Joggerst und Patricia Fies erzählen"Heute", warum die "Ear Seeds" so gut ankommen und wie die Akupunktur-Technik sogar ihr Leben verändert hat.
Bei diesen handelt sich um winzige Akupressur-Sticker, die auf bestimmte Punkte am Ohr geklebt werden. Dort üben sie sanften, konstanten Druck aus. In der TCM gilt das Ohr als "Mikrosystem", also als eine Art Landkarte des gesamten Körpers, die über Nervenbahnen mit Organen, Muskeln, Hormonen und auch Emotionen verknüpft ist.
Der leichte Druck der "Ear Seeds" wird unter anderem über den Vagusnerv und weiteren Hirnnerven direkt ans Gehirn weitergeleitet. Die Impulse können Stressreaktionen regulieren, Kiefer- und Nackenverspannungen lösen, das Schmerzempfinden beeinflussen, das emotionale Gleichgewicht stabilisieren und sogar den Lymphfluss ankurbeln.
Die Rhoots-Gründerinnen setzen dabei auf 24-Karat-goldbeschichtete Kügelchen. Gold sei besonders hautfreundlich und werde traditionell mit beruhigenden, entzündungshemmenden Effekten in Verbindung gebracht, betonen sie. Kombiniert mit einem hypoallergenen Kleber bleiben die "Seeds" tagelang auf der Haut.
Für Joggerst war "Ear Seeding" mehr als ein Wellness-Trend: "Ich hatte eine Phase mit starken Panikattacken und einem völlig überreizten Nervensystem. 'Ear Seeds' waren eines der wenigen Tools, die mich innerhalb von Minuten beruhigt haben. Sie haben mir buchstäblich die Lebensqualität zurückgegeben."
Fies entdeckte die Methode auf einer Reise und setzte sie zunächst gegen Migräne ein: "Ich war überrascht, wie viel leichter die Attacken wurden. Gleichzeitig haben sie mir bei meinen PMS-Symptomen geholfen. Seitdem verwende ich sie regelmäßig." Ihre persönlichen Erfahrungen waren letztlich der Auslöser für die Gründung ihrer "Selfcare"-Brand.
"Die sozialen Medien haben TCM und Akupressur für junge Menschen zugänglich gemacht. Es ist wie ein 'Glow-up' einer traditionellen Technik", meinen Fies und Joggerst zu "Heute".
Viele würden dadurch erstmals lernen, wie sie Stresslevel, Nervensystem oder hormonelle Schwankungen selbst regulieren können. Gleichzeitig warnen sie vor Risiken, vor allem wenn Trends zu sehr ins Beauty-Eck abrutschen: "Überzogene Versprechen, wie eine 'kantige Kinnlinie über Nacht', oder unpräzise Punktplatzierungen können falsche Erwartungen schüren."
Ihr Ziel mit ihrer Marke sei deshalb klar: "Trend – ja, aber nur mit fundierter Aufklärung, guter Anleitung und Tools, die wirklich wirken. Heilwissen darf modern aussehen, aber Wissen und Verantwortung müssen immer Hand in Hand gehen."
Gut geeignet ist das "Ear Seeding" für Menschen mit Stress, Schlafproblemen, emotionaler Überforderung, Migräne, Kiefer- und Nackenspannungen oder PMS. Auch bei Schwellungen, etwa im Gesicht, kann der lymph-stimulierende Effekt helfen.
Nicht geeignet ist die Methode bei offenen Wunden, Infektionen am Ohr, starken Kontaktallergien, Kindern unter acht Jahren und während der Schwangerschaft, da manche Akupunkturpunkte "wehenfördernd" sein können.